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Joseph Bradshaw war eines von sieben Kindern
eines Farmers in Melbourne und entschloss sich
während der Depression von 1890, im Alter von
35 Jahren, in den Nordwesten von Australien
aufzubrechen und sich dort eine Existenz als
Farmer in noch nicht erschlossenen Gebieten
aufzubauen. In den Kimberleys angekommen,
erhielt er die Berechtigung, ca. 4000 km² noch
nicht registriertes Land als Weideland für 17 Jahre
zu nutzen. So zog er mit einer kleinen Gruppe
von Personen anfangs 1891 los, um das Land
auf der Basis von handgezeichneten Karten zu
finden und abzustecken. Die Gruppe verirrte sich
in dem schwer zugänglichen Gelände mehrfach,
wie man in den Aufzeichnungen von Joseph
Bradshaw nachlesen kann. In denen skizzierte er
nicht nur wichtige Landmarken und Flussläufe,
sondern auch für ihn unbekannte und mystische
Felszeichnungen, denen sie begegneten. Sie
stellten vor allem menschliche Figuren dar und
waren stilistisch völlig verschieden von den
Felszeichnungen der in diesem Gebiet lebenden
Aborigines. Seine Skizzen stellte er nach seiner
Rückkehr der Royal Geographical Society vor
und für die von ihm beschriebenen menschlichen
Darstellungen bürgerte sich in der Folge der
Terminus „Bradshaw-Figuren“ ein.
Etwa hundert Jahre später wurde das Original
einer seiner berühmtesten Skizzen im
unwegsamen Gelände wieder entdeckt und ein
Vergleich mit der Skizze machte sein Talent
für eine zeichnerische Reproduktion deutlich
und zerstreute alle Zweifel, dass es sich bei
den Zeichnungen von damals um Fantasien
erschöpfter Landsucher gehandelt hatte.
Joseph Bradshaw